16.10.2025
© Staatliches Bauamt Rosenheim

Architektouren 2025: Ausstellungseröffnung mit Podiumsdiskussion

Die Ausstellung „Architektouren 2025“ im Staatlichen Bauamt Rosenheim ist eröffnet. Rund 50 Gäste aus der Region Rosenheim, darunter zahlreiche Architektinnen und Architekten sowie Kunst- und Kulturinteressierte waren am Dienstagabend, 14. Oktober, der Einladung zur Podiumsdiskussion zum Auftakt der Ausstellung gefolgt. Sie nutzten die Gelegenheit, sich zu informieren, mitzudiskutieren, sich auszutauschen und zu vernetzten.

Im Fokus der Diskussion stand die Bedeutung des Bauens im Zusammenhang mit dem Denkmalschutz und der Denkmalpflege. Hilfe oder Hindernis war hier die zentrale Frage.

Prof. Lydia Haack, die Präsidentin der Bayerischen Architektenkammer, und Doris Lackerbauer, die Leiterin des Staatlichen Bauamtes Rosenheim, diskutierten dabei mit dem Bauforscher, Dr. Christian Kayser, sowie den Architekten, Rafael Schulik und Eik Kammerl.

Zwei Praxisbeispiele aus der Region führten zum Thema hin: Rafael Schulik, Geschäftsführer von RSW Plan. Architekten, präsentierte den Neubau der Priental-Halle in Aschau, eine Multifunktionshalle, die in ihrer Flexibilität kaum Wünsche offen lässt. „Die verschiedenen Ansprüche der Nutzer war mitunter eine der größten Herausforderung bei diesem Projekt. Dank sorgfältiger Planung kann die Halle nun in Nutzungseinheiten von 80 bis zu 652 Quadratmeter unterteilt werden“, erklärte Schulik. Um den Neubau an dieser Stelle zu errichten, wurde ein bestehendes Gebäude abgebrochen. Die Entscheidung, so Schulik, das Gebäude, wenngleich es nicht unter Denkmalschutz stand, zu erhalten oder abzubrechen, war im Vorfeld lange diskutiert worden. Letztlich habe man sich für den Neubau entschieden.

Eik Kammerl, Geschäftsführer von Kammerl & Kollegen, stellte das Projekt Flötzinger Stadel in Rosenheim vor. Das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1799 wurde mit großem Aufwand behutsam instandgesetzt und wird nun gastronomisch wie wohnlich genutzt. „Vielfalt“, so sagte Eik Kammerl, „macht uns im Büro unglaublich viel Spaß.“ Der Flötzinger Stadl sei ein Beispiel dafür, wie Denkmalpflege mit moderner Nutzung vereint werden könne. Die besondere Herausforderung lag, so Kammerl, dabei im respektvollen Umgang mit dem Denkmal und dem Erhalt historischer Details bei gleichzeitiger funktionaler Anpassung.

Ein guter Übergang zur anschließenden Diskussion, moderiert von Dr. Eric-Oliver Mader.
„Denkmäler“, führte Denkmalpfleger, Dr. Christian Kayser, dabei aus „sind Gebäude mit einer Bedeutung für die Gesellschaft. Ihr Erhalt liegt deshalb im Interesse der Allgemeinheit. Ein Denkmal gehört einem also nie ganz allein, man bewahrt es für die kommenden Generationen.“

Nicht nur vor diesem Hintergrund sondern grundsätzlich sei der Erhalt von Gebäuden unverzichtbar, erklärte Lydia Haack. „Klimatechnisch“, so die Kammerpräsidentin, „ist das Abreißen von Gebäuden die schlechtere Variante.“ Durch den Abriss wird CO2 freigesetzt und brauche es frische Baumaterialien, um neu zu bauen. Zudem entstünden Kosten, die oft nicht den Gesamtkosten eines Projekts zugeschlagen werden. Die Kammerpräsidentin plädierte deshalb für mehr Transparenz im Umgang mit den Baukosten und eine deutlich höhere Förderung, um Bestand zu erhalten.“

„Wir brauchen eine aktive Architektenschafft, kompetente Planer und fachkundige Beratung“, forderte Doris Lackerbauer. Und was es auf keinen Fall brauche, pflichtete ihr Lydia Haack bei, seien weitere Regelungen. „Vielfalt bauen“, so Haack, „heißt auch Nutzungsoffenheit. Der Raum muss offen sein für eine Gesellschaft, die sich verändert.“ Entscheidend sei deshalb eine Vereinfachung der Bauordnung und mehr Flexibilität im Umgang mit Normen.

„Wir täten uns leichter, wenn wir die ein oder andere Norm zur Seite schieben würden. Es wäre eine Wohltat, unsere überbordenden Regelwerke zu entschlacken“, so Eik Kammerl.

Das, so waren sich die Podiumsteilnehmer einig, gehe nicht ohne einen breiten gesellschaftlichen Dialog. Der gesellschaftliche Wandel, neue kreative Nutzungsformen, der Erhalt von Gebäuden, der Neubau, die Symbiose aus beidem: Das kann Hand in Hand gehen, wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gesetzt werden; für eine lebendige und vielfältige Baukultur in Bayern.


Ausstellung „Architektouren“

Die Ausstellung „Architektouren 2025“ ist von Mittwoch, 15. Oktober bis einschließlich Freitag, 31. Oktober 2025 zu sehen. Die Öffnungszeiten sind Montag bis Donnerstag, von 10 Uhr bis 18 Uhr und am Freitag, von 10 Uhr bis 14 Uhr. Der Eintritt ist frei. 

Unter dem Motto „Vielfalt bauen“ zeigt die Ausstellung rund 80 der insgesamt 197 bayerischen Projekte der diesjährigen Architektouren; ausgestellt auf jeweils einer großen Ausstellungstafeln mit Hintergrundinformationen zum Projekt. Sie finden alle Projekte auch digital auf der Internetseite der Bayerischen Architektenkammer

Sie finden das Staatliche Bauamt Rosenheim in der Wittelsbacherstraße 11, 83022 Rosenheim. Der Zugang zum Gebäude ist barrierefrei.